Murot-Tatort: Morde, als wären sie Kunst

Felix Murot (Ulrich Tukur) und Artur Steinmetz (Jens Harzer) lieferten sich in "Es lebe der Tod" ein packendes Duell. © HR
Privatleben der Tatort-Ermittler ist nicht immer eine gelungene Ergänzung zum Fall. Bei Felix Murot vom LKA in Wiesbaden war das schon immer ein wenig anders. Sein Tumor "Lilly" sorgte für sehr spezielle Sichtweisen, als Lilly weg war kamen ein mordlustiger Jugendfreund und peinliche Tatort-Kollegen. In "Es lebe der Tod" traf Murot nun auf eine Art Stalker, dem er einst in einer Selbsthilfe-Gruppe begegnete und der nun mehr über ihn weiß, als Murot je wissen wollte.
Was wir gestern Abend gesehen haben, war ein Psychogramm von Felix Murot (Ulrich Tukur), das der bislang immer etwas geheimnisvollen Figur eine Geschichte (und auch eine erzählerische Zukunft) gegeben hat. Kindheit, Krankheit, vererbte Depressionen und der wiederholte Griff zu Whiskey, Dienstwaffe sowie der Gang zum Dach, um sich in den Tod zu stürzen: Das leicht misanthropische an Felix Murot ist die aufkeimende Gewissheit, ebenso wie sein Vater an Depressionen zu leiden. Bittere Ironie, dass er am Ende zum Selbstmord-Versuch gezwungen wird.
Der, der das bewerkstelligt, dürfte sich mit "Es lebe der Tod" in die erste Riege der Tatort-Bösewichte gespielt haben. Jens Harzer als apokalyptischer Apotheker Artur Steinmetz verschwimmt derart mit seiner stets abgedunkelten Umgebung, dass er erst durch den Trick von Murot wahrnehmbar wird. Seine Mission, Menschen die sich eigentlich den Tod wünschen, umzubringen, beruht eigentlich auf Menschenliebe. Er mag die Menschen halt lieber tot. Das steht im krassen Gegensatz zu Murots Selbstmordgedanken.
Diese dichte, poetische Handlung, verpackt in düster abgefilmte Bilder voller Symbolik (Die Kapelle als Zelle! Das verfallene Altersheim!) ist besonders für den Tatort - und deswegen nicht jedermanns Sache. Auch wenn der Großteil der Nutzer bei Twitter und Facebook den Tatort feierten, mischten sich kritische Stimmen darunter. Die Quote ist mit 8,82 Millionen und 23,6% okay, aber weit entfernt von den Top-Werten anderer Ermittler (14-49: 2,68 Mio.; 19,4 %). Die Währung für Murot-Tatorte ist aber seit jeher weniger die Quote als vielmehr die zahlreichen Preise, die vermutlich auch dieser "Es lebe der Tod" einsacken wird.
Falls es jemand am Ende nicht mitbekommen hat: Felix Murot hat überlebt, er kommt mit verbundenen Handgelenken in ein Café, in dem Magda Wächter (Barbara Philipp) mit ihrer Tochter sitzt. Jede Menge Anknüpfungspunkte für den nächsten Fall, der im Frühjahr gedreht werden soll - hoffentlich mit dem richtigen Maß an Privatleben.
Das sagt Twitter zum Tatort "Es lebe der Tod"
Auch bei sehr hohen Erwartungen...
Könnte der beste #tatort des Jahres werden
— Kerstin Probiesch (@kprobiesch) 20. November 2016
Der #Tatort aus Hessen wagt regelmäßig wenigstens etwas und bricht mit den drögen Sonntagabend-Sehgewohnheiten.
— Kevin Klose (@NichtTomJones) 20. November 2016
...gibt es im Tatort Dinge, die irritieren.
"Es soll so aussehen, als ob es regnet"
— AnKle (@enti91) 20. November 2016
"Wir kippen einfach eimerweise Wasser über die Windschutzscheibe!" #tatort
Freigelassen aus Mangel an Beweisen aber ein kranker Idiot. Haben die Headhunter von der FIFA schon angerufen? #Tatort
— Jan Hendrik Becker (@beckerjan) 20. November 2016
Überhaupt war der Tatort der letzten Woche noch recht präsent.
Ist das jetzt das Taxi nach Wiesbaden? #Tatort
— Swende (@Swende2000) 20. November 2016
Dieser #Tatort ist so verschieden vom dem letzte Woche. Da saß der Verdächtige vorne.
— Alex (@bank0r) 20. November 2016
Aber wer kam auf die beknackte Idee, alle fünf Minuten eine Hinweis auf Anne Will einzublenden?
Ich würde den #Tatort gerne ohne diese nervigen #annewill Einblendungen sehen.@Tatort
— Mario (@fun_cello) 20. November 2016
Ich stelle mir gerade den Tobsuchtsanfall des Regisseurs vor, als auf die dramaturgische Schwarzblende der #annewill-Teaser kam. #tatort
— Benjamin Denes (@berlinflaneur) 20. November 2016
Das schönste Fazit zum Tatort:
Morde, als wären sie Kunst. #tatort
— Dennis Horn (@horn) 20. November 2016