Anti-AfD-Tatort: Schmerzhaft realistisch

Tatort Norddeutschland: Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) nehmen es mit dem rechten Mob auf. © NDR/Christine Schroeder
So sieht es aus, wenn Norddeutsche herzlich werden: "Ich bin Julia. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn wir beim Sie bleiben." Fortan herrscht also im Tatort Norddeutschland das "hanseatische Du", Siezen mit Vorname - es sei denn, Falke brüllt einfach "Grosz!".
Aber diese kleine Szene zeigt, dass der BKA-Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine neue Partnerin Julia Grosz (Franziska Weisz) langsam warm werden. Nach dem sehr schweigsamen Zusammenarbeit im letzten Fall schweißt "Dunkle Zeit" das Team etwas weiter zusammen. Ex-Punk Falke mit der fassungslosen Wut auf rassistische Hetzer und deren Anhänger, Grosz als kühle Diplomatin, aber dennoch mit Haltung.
"Dunkle Zeit" ist , auch wenn es am rechten Rand niemand wahrhaben will, schmerzhaft realistisch und erfüllt damit eine der Grundideen des Tatort, aktuelle gesellschaftliche Spannungsfelder aufzugreifen. Die "neue Rechte" aus aalglatten Ehrgeizlingen, vermeintlich Abgehängten und völkisch Verklärten stößt auf die Demokraten, Denkenden und auch auf linksextreme Autonome. Dass diesen Rechten, ob man sie nun Rechtspopulisten, Patrioten oder einfach Nazis nennen will, nicht mit rationalen Argumenten und normalem Diskurs beizukommen ist, muss nicht nur Falke im Tatort schmerzlich erfahren.
Denn in der Realität wie im Tatort werden sie eskortiert von einer Heerschar an Möchtegern-Journalisten, die Wahrheiten verdrehen und eigennützige Fake-News produzieren. Im Tatort wird Compact-Macher Jürgen Elsässer wunderbar von Wilfried Hochholdinger parodiert. Die Anhänger fühlen sich bestätigt, alle anderen können leider nur kopfschüttelnd zuschauen. Ob diese Leute wirklich glauben, was sie da schreiben? Und auch die Auflösung würde im echten Leben wohl niemanden überraschen und hat belegbare Vorbilder.
Dass vor allem bei Twitter die rechte Ecke überschäumt, war zu erwarten. Doch auch unterhalb der politischen Thematik ist "Dunkle Zeit" ein gelungener, gut strukturierter Krimi mit überzeugenden Kommissaren. Nicht nur der wichtigste, sondern auch einer der besten Tatorte des Jahres.
Die besten Twitter-Kommentare zum Falke-Tatort
Tatort-Twitterer kennen das: Sobald der Hauch eines politischen Themas zu spüren ist, kommen sie aus den braunen Sumpf herausgekrochen, die "Staatsfunk"-Schreihälse, GEZ-Pöbler und Verschwörungs-Fans.
der hashtag #tatort dürfte heute geflutet werden mit heultweets der afd-deppen
— sparschaeler (@sparschaeler) 17. Dezember 2017
Wenn der #Tatort Hashtag von den rechten Deppen gestürmt wird, nehmen wir einfach wieder wie immer #FuckAfD
— Rico Loe (@traumkombinat) 17. Dezember 2017
Heute wird einem wohl mancher "lustige" Tweet im Halse stecken bleiben...#tatort @tatort @ardtext777
— Heike Matthiesen (@gitarra) 17. Dezember 2017
Nette Neben-Unterhaltung: Personenraten.
Bernd Höcke, Jörg Meuthen und Frauke Petry sind gut getroffen. #Tatort
— Frau Dr. Klenk (@Zeitgeist_84) 17. Dezember 2017
Richard macht den Haider. Passt. #Tatort
— sidv69lpz (@sidv69lpz) 17. Dezember 2017
Der Deutsche Steve Bannon spielt im #Tatort mit. Das finde ich beruhigend.
— Jan Hendrik Becker (@beckerjan) 17. Dezember 2017
„Das sind doch nur denkfaule Analphabeten mit Internetanschluss“
— DerNudels (@DerNudels) 17. Dezember 2017
Eine vortreffliche Beschreibung für die AfD-Fangemeinde auf Twitter#tatort
Bei allen Nicht-AfD-Wählern kam der Tatort sehr gut an...
So wie #Sifftwitter abdreht kann man nur sagen: Getroffene Hunde bellen. #tatort
— Malte Dierwald (@Maeldae) 17. Dezember 2017
Da kommt einem schon ein bisschen Kotze hoch, wenn man die Nazifrau so reden hört. #tatort
— Löwenbändigerin (@marie_me) 17. Dezember 2017
Das schoenste an diesem #Tatort ist ja, wie sich die ganzen Arschgeigen von der #AfD auf Twitter darueber aufregen. Danke mein schoener "Staatsfunk".
— Wolfgang Schedlbauer (@Schedlbau) 17. Dezember 2017
„Das sind doch nur denkfaule Analphabeten mit Internetanschluss“
— DerNudels (@DerNudels) 17. Dezember 2017
Eine vortreffliche Beschreibung für die AfD-Fangemeinde auf Twitter#tatort
1-. Spannender aktueller Politthriller, der sich traut auf eine realexistierende Partei deutlich anzuspielen und keine Angst vor den #Staatsfunk-Rufer*innen hat. Gelungener Krimi. #tatort
— Malte Dierwald (@Maeldae) 17. Dezember 2017